Die Luft ist noch kühl, aber die Frühlingssonne hat schon Kraft und wärmt an sonnigen, windgeschützten Plätzen. Im Garten erwacht langsam die Natur, Schneeglöckchen recken sich der Sonne entgegen. Als wir an den Krokussen vorbeikommen, fragt Frau M.: „Warum heißt die Mehrzahl von Krokus nicht Kroküsschen, das klingt viel besser“, dabei lacht sie verschmitzt. Nicht immer gelingt es mir Frau M. zu einem Spaziergang zu motivieren, aber wenn, dann genießt sie es in vollen Zügen. Der Garten und das Naturerleben wecken Erinnerungen an ihren früheren Garten. Erinnerungen die, in ihr tief verankert sind, angeregt durch den Garten wieder greifbar werden und in ihr einen Moment von tiefem Wohlbehagen schaffen. Diese beglückenden Momente lenken ab von den traurigen, wenn das Vergessen wieder in den Vordergrund rückt: „Es entfällt mir so vieles … es fällt auf den Boden und ich hebe es nicht auf“. Als wir an den gepflanzten Hornveilchen vorbeikommen, schmettert Frau M. los: „Ein Veilchen auf der Wiese stand“. Ergänzend setze ich fort: „gebückt in sich und unbekannt, es war ein herzig's Veilchen.“ Dank Smartphone und Google lässt sich der Text schnell finden und gemeinsam spazieren wir singend weiter.
Das Projekt Gartentöne verfolgt die Idee, Menschen mit und ohne Demenz hoch emotionale Gartenerlebnisse zu ermöglichen.